Sind Porsche die ersten auf der Autobahn?
Als ich noch ein kleines Kind war, habe ich auf einer Autofahrt meine Eltern mal gefragt, ob die Porsche denn die ersten auf der Autobahn sind. Ich weiß nicht mehr, was die Antwort war, aber das ist auch nicht so wichtig.
Mir ist beim Reflektieren dieser Situation bewusst geworden, dass es sich bei unserem alltäglichen Leben nicht um einen Wettbewerb handelt. Dass es keinen Anfang und kein Ende gibt. Und dass es immer jemanden geben wird, der besser (vor dir) als du ist und jemanden, der schlechter (hinter dir) als du ist.
Egal, was du machst. Wenn du dich als Versager fühlst und denkst, niemand ist so schlecht, wie du. Dann kannst du mit großer Gewissheit davon ausgehen, dass das so nicht stimmt. Ich persönlich hatte schwere Schlafstörungen. Ich habe gedacht, so schlimme Schlafstörungen wie ich hat sonst niemand. So denken viele Menschen, die an irgendetwas leiden. Als ich dann im Internet gelesen habe, dass viele Menschen noch viel schlimmer dran sind, war das wie so eine Erleichterung für mich. So ein AHA Erlebnis, dass es bei mir noch Hoffnung gibt.
Genau so auch, wenn du ehrgeizig bist und der Beste sein willst. Wie ein Porsche kannst du dich vielleicht für eine kurze Zeit vorne fühlen. Bis du merkst, da sind ja auch noch andere vor dir.
Deine negativen Emotionen gehören zu dir
Diese Erkenntnis stammt aus einem “Creators Game” Workshop.
Eine Person war sehr sauer auf den Workshopleiter. Dieser hat sich aber kaum an die Person gewandt, sondern eher aus der unbeteiligten Sicht eines Dritten, die Situation bewertend mit der Gruppe gesprochen.
Das hat sowohl die Person als auch mich sehr sauer gemacht, weil die allgemeine Erwartung da ist, dass man in einem Konflikt empathisch auf die andere Person eingeht.
Erst als ich nachher mit dem Workshopleiter gesprochen habe, ist mir seine Position klar geworden.
Die andere Person, die er schon kannte, hat die Situation dramatisiert. Hätte er sich auf ihr Drama und auf ihr Wut eingelassen, hätte das seine Emotionen negativ beeinflusst. Er wollte sich einfach nicht hineinziehen lassen in dieses Emotionale Chaos.
Lediglich, da wir es gewohnt sind, dass beide Konfliktparteien sich Emotional in einen Konflikt und dessen negativen Emotionen einlassen, sind wir beleidigt und bewerten es als nicht empathisch, falls das jemand mal nicht macht.
Wenn ich etwas wirklich will im Leben, sollte ich es mir holen
Ich weiß es noch wie heute. Ich war in der Grundschule und wir hatten eine Weihnachtsfeier.
Wir Schüler wurden aufgefordert, dafür alle Weihnachtsplätzchen von zu Hause mitzubringen.
Also lagen alle Plätzchen auf dem Tisch und wir Kinder außen rum.
Neben den ganzen normal großen Plätzchen gab es auch einen großen Lebkuchenmann. Ich weiß noch wie ich mit gierigen Blicken auf den tollen, leckeren Lebkuchenmann gestarrt habe, aber ich habe mich nicht getraut, ihn mir zu nehmen. Oder auch nur ein Teil davon zu nehmen.
Ich bin nicht sicher, aber ich denke, so wie mir ging es auch noch anderen Kindern.
Ein Schüler aus einer höheren Klassenstufe hatte keine Scheu. Anstatt sich nur ein Stück vom Lebkuchenmann zu nehmen, hat er den ganzen genommen und sich eingepackt für zu Hause.
Wahrscheinlich hat er gedacht: wenn ihn niemand will, dann vernasche ich ihn halt zu Hause. Hier genieße ich lieber die vielen anderen Plätzchen.
Ich habe diese Situation so reflektiert: Wenn ich etwas will und nicht dafür einstehe, dann wird es keiner für mich machen.
Wenn ich nachher mit leeren Händen dastehe, kann ich lange erzählen, wie doch alles und alle gemein sind, aber das wird mir nichts nützen.
Wenn ich etwas wirklich will im Leben, sollte ich es mir holen. Das ist die einzig sinnvolle Option.
Die größten Einsichten kommen in der Stille, nicht in irgendwelchen Videos oder Büchern
Ich schaue mir sehr viele Videos an und versuche auch aus sehr vielen Büchern Wissen zu ziehen.
Meistens bin ich danach nur überladen von Informationen.
Ich mache mir Druck, dass ich das ganze Erlernte doch umsetzten sollte.
Dabei ist es die Stille und die Entspannung, in der neue Einsichten und Ideen einfach so wie Geistesblitze kommen.
Ich gehe jeden Tag spazieren. Mir kommen vor allem beim Spaziergang an der frischen Luft viele Erkenntnisse und Ideen.
In meiner Welt bin ich der einzige, der denkt
Es kommt oft vor, dass ich andere für mein Leben verantwortlich mache. Also mich in der Opfer-Rolle wiederfinde.
Dabei bin ich der einzige, der wirklichen Einfluss auf mein Leben hat.
Jeder Mensch lebt in seiner eigenen kleinen Welt. Und nur die kann er beeinflussen.
Es bringt nichts, wenn man anderen die Schuld gibt, wenn in der eigenen kleinen Welt nicht alles so läuft, wie man es sich vorstellt.
Denn in seiner eigenen kleinen Welt ist man der einzige, der denkt!
Hass ist das Fehlen von Liebe
Ich habe Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Und eines unserer Studienfächer war Thermodynamik.
Ein Grundsatz von Thermodynamik ist: Es gibt keine Kälte – Kälte ist das Fehlen von Wärme.
Diesen Satz fand ich sehr einprägsam, denn er lässt sich auf viele andere Lebensbereiche übertragen.
Zum Beispiel: Es gibt keine Dunkelheit – Dunkelheit ist das Fehlen von Licht
Oder noch viel bedeutender: Es gibt keinen Hass – Hass ist das Fehlen von Liebe!
Wer nicht fragt bleibt dumm
Ich habe einmal einen Freund gefragt, ob ich 3 Nächte während einer Veranstaltung bei ihm übernachten kann.
Er hat dann gesagt, dass seine Wohnung klein sei und 3 Nächte etwas viel. Sofort befand ich mich im Rückwärtsgang und antwortete, dass ich das verstehe, meine Anfrage für 3 Nächte überzogen war und dass es dumm war zu fragen.
Er antwortete, dass es nicht dumm war zu fragen, sondern wichtig. Da ich es sonst nicht weiß.
Die hohe Messlatte an Verbindungen
Ich und eine Ex-Freundin beendeten eine einjährige Beziehung.
Was sie damals zu mir sagte ist mir bis heute sehr präsent und hilft mir, das Ende von Verbindungen positiver zu sehen.
Sie sagte: Ich weiß nicht, ob ich jemals wieder so einen tollen Freund wie dich finden werde, aber darunter werde ich mit meinen Ansprüchen nicht gehen.
Ich interpretiere es so, dass die Messlatte an eine Person, mit der man eine Verbindung eingeht, höher gelegt wurde. Und der Qualität einer Verbindung mehr Wichtigkeit eingeräumt wird als der Quantität an Verbindungen.
Ich gehe davon aus, dass man Personen anzieht, die den eigenen Werten und Ansprüchen entsprechen.
Somit interpretiere ich diese Aussage so, dass durch eine tolle Person, deren Lebensweg in eine andere Richtung weitergeht, unsere Qualitätsansprüche steigen. Unsere Ansprüche, die eine neue Person zu erfüllen hat, damit wir eine Verbindung mit ihr eingehen.
Stabilität im Leben
Im Studium der Sozialpädagogik, da ich 2 Semester lang studiert habe, hatten wir das Studienfach Sozialpsychologie.
In diesem Fach haben wir die Auswirkung von Beziehungen auf unser Leben gesprochen. Es wurde uns sehr anschaulich erklärt, darum ist es auch bis heute in meinem Gedächtnis hängen geblieben.
Unsere Beziehungen zu Freunden, Familie und Verwandtschaft sind wie Säulen, auf denen unser sein gestützt ist. Je mehr gute Beziehungen (Säulen) man hat, desto stabiler steht man im Leben.
Im Gegenteil dazu steht die Bedürftigkeit. Wenn man nur wenige oder eine gute Beziehung hat, stützt man sich voll darauf und macht sich quasi abhängig davon. Das kann vor allem für die andere Person in der Beziehung sehr bedrängend sein.
Wenn sogar alle Säulen wegbrechen und man ohne gute Beziehungen im Leben steht, dann kann sich das emotional sehr negativ auswirken und man steht sehr instabil im Leben.
Das erste Mal ist am prägensten (The first cut is the deepest)
“The first cut is the deepest” ist ein Lied, an das ich oft denken muss.
Es gibt immer ein erstes Mal, egal, um was es geht. Und dieses erste Mal ist immer besonders (prägend bzw. schwer).
Es ist dabei völlig egal, ob es sich um den ersten Kuss handelt, die erste Liebe, wie in diesem Lied oder viel präsenter in meinem Leben, das erste Mal, wenn ich mich an eine schwierige Aufgabe heran wage. Einfach das erste Mal etwas Neues zu machen, das zuvor im Leben nicht präsent war.
Beispiele dafür sind: der erste Job, das erste Mal eine fremde Person des bevorzugten Geschlechts ansprechen, das erste Kind.
Ich persönlich sehe das erste mal wie einen Berg, der erst einmal überwunden wird. Ist der höchste Punkt erst überwunden, wird es mit der Zeit einfacher, vielleicht sogar normal.
Wir können kaum einschätzen, wie jemand eine Situation subjektiv wahrnimmt
Zu dieser Aussage habe ich als erstes ein Beispiel aus meinem eigenen Leben. Ich habe mich mit einer Couchsurfing-Gastgeberin in Mazedonien über die Armut und die Situation von Straßenkindern unterhalten.
Ihre Aussage war, dass die Straßenkinder ihre Situation nicht als so schlimm wahrnehmen, wie wir von außen, da sie ja nichts anderes kennen. Das war für mich ein Schlag vor den Kopf. Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich, weil ich die Situation ja objektiv wahrnehme, daraus auch Rückschlüsse ziehen kann wie sie von einer andern Person subjektiv wahrgenommen wird.
Ein anderes Beispiel ist noch drastischer und deutlicher. In der Dokumentation “Flucht aus Lager 14” geht es um die Flucht eines Lagerinsassen (Shin) aus einem Internierungslager in Nord Korea.
Am Ende der Dokumentation sagt Shin, dass er gerne wieder zurück im Lager sein würde. Anders als wahrscheinlich im Buch gibt es in der Dokumentation keine ausführliche Erklärung, was es mit dieser Aussage auf sich hat. Mich hat diese Aussage erst einmal ratlos zurück gelassen. Warum sollte jemand Folter, regelmäßige öffentliche Hinrichtungen, Zwangsarbeit etc. eintauschen wollen gegen Freiheit, Vielfalt und Genuss?
Folgende Aussage von Shin steht auf Wikipedia: Er sagt, dass er zwar im Lager viele Schmerzen erleiden, hungern und Bestrafungen hinnehmen musste, wenn er seine Arbeit nicht gut ausführte, in Südkorea aber müsse man leiden, wenn man nicht genug Geld habe. Ihm macht die Tatsache, dass sich alles ums Geld drehe, das Leben schwer. Auch hat er den Eindruck, dass in Südkorea die Selbstmordrate höher sei als im Camp. Er vermisst die Sorglosigkeit und sein „unschuldiges Herz“.
So ähnlich hatte ich es mir auch erklärt. Und das führt meine Überlegung noch weiter. Wir nehmen unsere Situation in der westlichen Welt als privilegiert wahr. Und zwar aus dem Grund, weil wir sie vergleichen. Mit der Situation von anderen Ländern oder anderen Zeiten.
Dabei fällt es uns schwer, die Möglichkeiten zu sehen, welche noch nicht manifestiert sind. Um dann unsere jetzige Situation mit der für uns möglichen Situation zu vergleichen.
Hierzu ist mir noch ein Beispiel eingefallen, wie das vergleichen auch zu Unglück führt. Ich habe mich viel mit dem Thema Glück befasst. warum die Menschen glücklich sind, was sie glücklich macht.
Dabei bin ich auf das Bruttonationalglück in Bhutan, ein Land im Himalaya, gestoßen. Dort sind die Leute mit sehr wenig materiellem Besitz oder anderen Wohlstandsprivilegien glücklich. Hierbei wird der Lebensstandard humanistisch am Glück der Menschen gemessen und nicht quantitativ am Geldfluss beziehungsweise der Geldmenge.
In einer anderen Dokumentation habe ich dann gesehen, wie in einem Nachbarland von Bhutan das Glück abgenommen hat. Und zwar durch den Einzug von westlichen Produkten.
Dadurch, dass die Menschen verglichen haben und gesehen haben, was noch möglich wäre, waren sie auf einmal nicht mehr so glücklich.
Ich freue mich sehr, wenn dich meine Erkenntnisse, die ich im Leben reflektiert habe, inspirieren und dir bei deiner Entwicklung helfen.
Schreibe mir doch in den Kommentaren, wenn du etwas mitnehmen konntest.
Auch interessiert es mich sehr, welche Erkenntnisse du in deinem bisherigen Leben gemacht hast. Teile gerne in den Kommentaren deine Erfahrungen und Reflexionen. Genauso freue ich mich, wenn du teilst, was dich bewegt, was in dir resoniert oder was in dir lebendig wird, wenn du diese Zeilen liest.