Kategorie: Persönlichkeitsentwicklung

3x Creators Game
2021

In diesem Video erklärt Angello das Creators Game. Was mich besonders Stolz macht: Das T-Shirt, das er trägt wurde von mir entworfen.

Angello Clemente ist ein ganz besonderer Mensch. Laut eigener Aussage hat er das Format: Creators Game durch eine Eingebung erhalten. Und nun ist es seine Lebensaufgabe, dieses Spiel der Menschheit näher zu bringen. 

Meine Erfahrungen

Ich habe selten zuvor einen Menschen getroffen, der so mit ganzem Herzen von etwas überzeugt ist.

Angello ist sehr nahbar und zum Teil Leiter aber gleichzeitig auch Teil des Workshops.

Ich habe gelernt, mehr aus mir heraus zu kommen und meine Gefühle mehr zu spüren.

Ich habe auch wichtige Lektionen in Bezug auf Authoritätsperson und Gruppe erfahren.

Bei den Creator Game Workshops hängt eine ganz bestimmte Spannung in der Luft. Weil die die Teilnehmer an ihre Grenzen gebracht werden. Der Workshop ist sehr intensiv.

Mehr zu mir könnt ihr unter “Über mich” lesen.

Ich freue mich sehr, wenn du in den Kommentaren deine Gedanken zu diesem Artikel oder deine eigene Erfahrung mitteilst!

Genauso freue ich mich, wenn du teilst, was dich bewegt, was in dir resoniert oder was in dir lebendig wird, wenn du diese Zeilen liest. 

Rainbow Gathering in den Pyrenäen
Süd Frankreich, August 2021

Das Rainbow Gathering ist das schönste Ereignis auf diesem Planeten, basierend auf meinen bisherigen Erfahrungen in diesem Leben. Ich werde emotional, wenn ich daran denke. Es ist ein Zuhause. Es ist eine Familie. Jeder dort wird Bruder oder Schwester genannt. Es hat mich auch zu meinen T-Shirts in der Kategorie “Liebe unterm Regenbogen” inspiriert.

Hier erfährst du mehr über das Rainbow Gathering und wie es funktioniert.

Auf dem Weg zum Rainbow Gathering

Es begann alles, als mich im Juli 2021 ein Freund aus den Niederlanden anrief und fragte, ob er mich besuchen könne. Ich sagte nein, tut mir leid, ich habe an diesem bestimmten Tag einen Termin. Er sagte, okay, und noch etwas, ich werde in zwei Wochen zur Rainbow Gathering gehen. Ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, sagte ich: Okay, ich werde mitkommen.

Ich hatte zuvor vom Rainbow Gathering gehört. Es hörte sich immer so besonders an, dass ich dachte, das sei nur für besondere Menschen, nicht für mich. Der genaue Ort bleibt geheim, bis es losgeht. Und es liegt meistens weit entfernt von der Zivilisation irgendwo in der Natur. Und was dort passiert, ist fast zu schön, um wahr zu sein. Jeder ist willkommen, unabhängig vom Alter, der Hautfarbe oder der Religion. Deshalb heißt es “Rainbow” (Regenbogen). Die Menschen dort sind sehr unterschiedlich, und es gibt keine Diskriminierung. Ärzte, Architekten, Bettler, Menschen mit Behinderungen (ich habe einen gesehen, aber es ist nicht einfach für sie, dorthin zu gelangen), reiche Menschen, arme Menschen, alte Menschen oder Babys.

Meine Erfahrung beim Rainbow Gathering

Aber nun mehr über meine Erfahrung. Ich hatte keinen Rucksack, kein Zelt zum Campen, keine Ausrüstung, nichts. Das Einzige, was ich hatte, war ein sehr großes Zelt und auch ein großer Schlafsack. Ich überlegte, ob ich mit einem großen Koffer gehen sollte und das Zelt extra mitbringen sollte. Für diese wenigen Tage des Gatherings ist das vielleicht eine Option bis mir in den Sinn kam, nein, das ist lächerlich. Also startete ich meinen Computer und kaufte im Internet alles, was ich für das Campen in der Natur benötige. Zuerst musste ich natürlich herausfinden, was ich alles brauche.

Es war Last-Minute. Die Sachen kamen erst ein paar Tage bevor wir losfuhren an. Ich habe tatsächlich noch nie in der Natur gezeltet. Ich habe bisher nur zweimal in unserem Garten in einem Zelt geschlafen. Da ich Schlafprobleme habe, kann ich nicht einmal gut im Zelt schlafen. Aber als der Ruf der Rainbow Gathering zu mir kam, gab es keine Fragen mehr.

Meine Reise zum Rainbow Gathering

Ich habe einen Flixbus von Karlsruhe nach Carcassonne im Süden Frankreichs gebucht. Mein Freund war bereits dort, er reiste durch Frankreich. Mein Bus fuhr über Nacht, und wir trafen uns früh am Morgen dort. Nachdem wir uns in seiner AirBnB-Unterkunft getroffen hatten, fingen wir an, per Anhalter durch die Pyrenäen zu trampen. Wir kauften etwas Brot, Öl und Obst in Carcassonne, das war unser Frühstück. Es waren noch ein paar hundert Kilometer zu fahren. Ich dachte, hoffentlich kommen wir dort vor Einbruch der Dunkelheit an. Je höher wir kamen wurde es auch immer kälter. Als wir unterwegs einen Flohmarkt sahen,  kauften wir uns kurzerhand zwei Pullover.

Wir sprangen auf der Straße herum und tanzten. Wir waren wie auf Drogen, weil wir zum Rainbow Gathering unterwegs waren. Das Trampen ging ziemlich schnell. Bis wir die Pyrenäen erreichten, mussten wir nie lange warten, um mitgenommen zu werden. Der erste Ort, an dem wir länger warten mussten, war bereits in einem Bergdorf in den Pyrenäen. Fast keine Autos fuhren dort vorbei, und wenn es Autos gab, hielten sie nicht für uns an.

Aber wir hatten Glück. Nach einer Weile hielt ein Auto an. Und rate mal, wohin sie fahren wollten. Zum Rainbow Gathering.

Nach Hause unter den Regenbogen

Es war wie verrückt. Ich war nervös, wie es dort sein würde,  mein Adrenalinspiegel war sehr hoch. Und jede Geschichte, die sie uns im Auto über das Rainbow Gathering erzählten, steigerte ihn noch mehr. Wow, ich habe jetzt ein großes Lächeln im Gesicht, wenn ich an diese Situation denke. Es dauerte vielleicht noch eine halbe Stunde auf kleinen Straßen bergauf in den Pyrenäen bis zum letzten Bergdorf. Von dort aus nahmen wir eine Straße in den Wald und fuhren nochmal 30 Minuten auf diesem holprigen Waldweg. Dann kamen wir endlich an. Ich konnte meinen Augen nicht trauen, als ich hunderte geparkte Autos entlang der Straße sah. Es war wie verrückt. Wir hatten Schwierigkeiten, einen Platz für unser Auto zu finden, weil alles voll war.

Wir fanden einen Platz und begannen zu wandern. Das war noch nicht das Ende der Reise. Wir mussten 30 Minuten den Berg hinaufwandern, um zum Gathering zu gelangen. Tatsächlich war die Versammlung überall. Neben der Straße waren auch Camper geparkt, wo sich Leute trafen und gemeinsam aßen oder tranken. Am Anfang der sehr holprigen Straße den Berg hinauf befand sich das Willkommenszentrum. Jedes Rainbow Gathering hat ein Welcome Center. Es dient dazu, alle neuen Leute willkommen zu heißen und ihnen zu erklären, wie die Versammlung funktioniert, falls sie es nicht wissen. Das Willkommenszentrum befand sich in einem kleinen Haus in dem normalerweise Wanderer übernachteten, wenn sie in den Pyrenäen wanderten. In der Nähe des Welcome Centers hing eine Regenbogenflagge mit den Worten “Rainbow Pais”. Was auf Spanisch “Rainbow Land” bedeutet.

Die holprige Straße und das Welcome Center

Die Straße war wirklich holprig. Nur ein 4×4-Pickup schaffte es jeden Tag, um Essen nach oben zu bringen. Selbst als die Polizei später mit einem Allradantrieb versuchte, während des Treffens hinaufzufahren, schafften sie es nicht und mussten aufgeben. Ich habe keine Ahnung, was sie mit einem Auto auf dem Rainbow Gathering wollten.

Wir wanderten und wanderten. Einige Leute hatten die Versammlung bereits verlassen und waren auf dem Weg zurück nach Hause. Ein Rainbow Gathering ist absolut frei. Normalerweise dauert sie einen Monat, aber jeder kann kommen und gehen, wann immer er oder sie möchte. Viele Menschen umarmten uns und hießen uns willkommen Zuhause. Es fühlte sich nicht so an, als würden wir auf einer Versammlung ankommen, sondern als würden wir nach Hause zurückkehren.

Das ist der Weg zu einem anderen Rainbow Gathering, das nicht in den Pyrenäen statt fand

Die Hauptwiese des Rainbow Gatherings und das heilige Feuer

Nach einer langen Wanderung wurde der dunkle Wald endlich heller, und wir erreichten die Hauptwiese des Rainbow Gatherings. Dort befand sich auch das heilige Feuer, der Anblick war fast unwirklich. Hunderte von Menschen waren dort. Sie tanzten, sangen, spielten, kochten, tranken, sprachen… Jeder tat, was er oder sie wollte. Nackt, bekleidet oder mit Kostüm. Niemand interessierte sich für Äußerlichkeiten. Und wir kamen dort vor dem Essen an, was nicht bedeutet zur Mittagszeit. Jedes Rainbow Gathering hat eine temporäre Küche. Und das Essen ist bereit, wenn es fertig ist. Es kann 17 Uhr sein (niemand hatte eine Uhr) oder es kann nach Mitternacht sein (was auch schon passiert ist).

Die Hauptwiese des Rainbow Gatherings und das heilige Feuer

So sah es aus. In der Mitte des Bildes hinter dem Kreis kann man sehen, wo der Weg in den Wald hinunter zum fahrbaren Waldweg führt. Dort steht auch ein weißes und braunes Zelt, welches das Medizinzelt war. Jeder konnte dorthin kommen, egal mit welcher Krankheit oder Verletzung. Personen mit medizinischem Hintergrund waren dort, um zu helfen.

Im Zentrum des Bildes befindet sich der Food Circle. Immer wenn die Küche mit der Hilfe vieler Freiwilliger Essen zubereitete, versammelten wir uns. Bei einem Rainbow Gathering ist das so: Etwa 2-3 Stunden, bevor das Essen fertig ist, rufen die Küchenleute laut: “Food Circle”. Das wird von jeder Person wiederholt, die es hört. So weiß jeder auf diesem großen Gelände Bescheid. 1-2 Stunden vor dem Essen gibt es einen weiteren Ruf “Food Circle”. Eine halbe Stunde, bevor das Essen fertig ist, kommt der Ruf: “Food Circle now”. Wenn du hungrig bist, weißt du dann, dass du dich bald  in Richtung Heiliges Feuer bewegen musst.

Suche nach einem Platz, um uns nieder zu lassen

Mein Freund und ich gingen in den Wald, um einen schönen Platz für unser Zelt zu suchen. Wir fanden einen Platz neben einigen Leuten aus Litauen. Es war wie ein Dorf im Wald. Überall Zelte, kleine Feuerstellen, Hängematten, Wege und andere Dinge. Außerhalb des Waldes gab es auch einen Bereich für Kinder mit einer separaten Kinderküche. Und es gab viele herzliche Menschen.

Der Bereich für die Kinder beim Rainbow Gathering

Die “Shit Pits”

Ein weiteres großes Thema mitten in der Natur in den Pyrenäen ist, wo so viele Menschen ihr Geschäft verrichten können. Toiletten auf dem Rainbow Gathering werden “Shit Pits” genannt. Das sind mehrere lange Löcher im Boden. Sie befinden sich an verschiedenen Orten weit weg von den Zelten und auch weit weg vom Hauptbereich. Schilder an den Bäumen zeigen den Weg. Du stellst einen Fuß links und einen Fuß rechts, lässt deinen nackten Hintern herunter und lässt es einfach heraus. Wenn ein Shit Pit voll ist, graben einige Freiwillige ein neues. Normalerweise sollte man kein Toilettenpapier verwenden. Ich habe es mehrmals mit Blättern versucht. Aber Toilettenpapier zu verwenden und es nach Gebrauch zu verbrennen, ist auch in Ordnung.

Thank you for the shit pit, it's healing, it's healing, it's healing us

Wo ich mich zu Hause fühle

Auf dem Rainbow Gathering hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass ich wirklich dazugehöre. Dass so die Welt sein sollte. Einfach Schwestern und Brüder, eine große Familie (die Rainbow Menschen nennen sich “Rainbow Familie”). Diese Versammlung beruht auf Anarchie, jeder ist für alles verantwortlich, aber auch jeder kann alles genießen. Es gibt keinen Anführer. Die Rainbow Familie eines bestimmten Landes, in dem sie stattfindet, ist dafür verantwortlich, zu organisieren, dass sie stattfinden kann. Aber niemand trifft eine Entscheidung, den alles wird im Konsens entschieden.

Ich realisierte das sehr deutlich an meinem ersten Abend beim Regenbogen-Treffen. Während des Essenskreises werden viele verschiedene Aktivitäten bekannt gegeben. Unter anderem wurde verkündet, dass das Vision Council (Ein Rat zur Entscheidungsfindung) in einem der Tipis stattfinden wird. Die ältesten Mitglieder der Familie kamen zusammen, um zu entscheiden, wo das nächste große Europäische Treffen stattfinden wird. Und jeder konnte an diesem Vision Circle teilnehmen. Ich liebe diese Tatsache, da ich sehr neugierig bin.

Also nahm ich am Vision Circle teil. Menschen aus verschiedenen Ländern argumentierten, warum das nächste Europäische Regenbogen-Treffen in ihrem Land stattfinden sollte. Die Älteren gaben ihre Meinung ab. Wir saßen im Kreis, und jeder hatte die Chance zu sprechen. Ich auch. Aber ich schwieg, weil ich keine Meinung über den Veranstaltungsort des nächsten Europäischen Regenbogen-Treffens hatte. Ich war erst mal glücklich, dass ich gerade bei diesem hier angekommen war.

Regeln

Eigentlich hat das Rainbow Gathering keine festen Regeln. Es gibt Richtlinien, die befolgt werden sollten. Und da jeder verantwortlich ist, sprechen dich Leute an, wenn sie sehen, dass du dich nicht an die Richtlinien hältst. Aber du wirst keine Strafe erhalten, wenn du etwas nicht auf die Rainbow Art machst. Nur für eine Sache. Physische oder psychische Gewalt gegen andere Menschen. Dann wirst du gebeten, das Rainbow Gathering zu verlassen.

Die Richtlinien (Regeln) beim Rainbow

Sehr wichtig ist die Anweisung, dein Handy in der Öffentlichkeit nicht zu benutzen. Wenn du das tust, wird dich definitiv ein Bruder oder eine Schwester zur Rede stellen. Alkohol und Drogen sind ebenfalls unerwünscht. Ich habe sie nicht benutzt. Aber ich habe gehört, dass einige Leute dies privat tun.

Der Food Circle beim Rainbow Gathering

Eines der Dinge, die mir am Rainbow Gathering am besten gefallen, ist das Ritual, dass wir vor dem Essen einen Kreis um das Hauptfeuer bilden. Wir halten uns an den Händen und singen Rainbow Lieder für etwa 30 Minuten bis 1 Stunde. Rainbow Lieder sind wunderschön. Und sie sind wie Mantras, damit jeder den Text im Kopf behalten kann, wird er oft wiederholt.

Und in diesem Kreis werden Küsse oder andere Dinge weitergegeben. Das bedeutet, dass jemand anfängt, seinen Nachbarn auf die Wange oder auf die Hand zu küssen, und er oder sie gibt den Kuss an den Nächsten und so weiter. Manchmal sind die Leute kreativ und beginnen etwas anderes als Küssen. Ich habe einmal erlebt, dass eine Person einen kleinen Zweig mit ihren Zehen aufgehoben hat. Sie reichte den Zweig an ihren Nachbarn weiter. Er nahm den Zweig mit seinen Zehen auf und gab ihn an den nächsten weiter. Bis der Zweig einmal um den ganzen Kreis ging.

Dreifacher Food Circle

Workshops

Was ich auch sehr mag, sind die Workshops. Jeder einzelne kann einen Workshop egal zu welchem Thema anbieten. Es kann dann sein, dass sehr viele Leute teilnehmen wollen oder gar keiner. Hier liste ich einige der Workshops auf, an die ich mich erinnere: Hypnose, Massage, Kontakt Improvissation, Stimmtraining, Polyamorie, Eye Gazing, Play fight, Chakra Healing, Yoga… Normalerweise werden Workshops während des Essenkreises angekündigt. Es ist auch völlig frei, wie die Leute ihre Workshops ankündigen. Am häufigsten schreiben es die Leute auf ein Karton und gehen herum oder gehen herum und kündigen es mündlich an. In dem großen Kreis zu sprechen und es anzukündigen, wird nicht so gerne gesehen, da nicht jeder interessiert ist, der Ankündigung zuzuhören.

Ich habe zwei Workshops beim Regenbogen-Treffen gegeben und zwar über Tantra und Tantramassage. Es war großartig. Etwa 40 Personen kamen zu jedem Workshop, aber ich war nicht nervös vor ihnen zu sprechen, da sie meine Brüder und Schwestern sind. Ein älterer Mann half mir sogar, das große Tipi zu bekommen obwohl es jemand anderes nutzen wollte. Auch einige Leute kamen auf mich zu und sagten mir, dass es ihnen gefallen hat. Eine Frau küsste sogar meine Hand, um mir ihre Dankbarkeit und Wertschätzung zu zeigen.

Unser kleines Camp

Wir verbrachten auch viel Zeit in unserem kleinen Camp. Das bedeutet im Wald, wo unsere Zelte standen. Wir hatten ein eigenes kleines Feuer dort und kochten unser eigenes Essen. Meistens Pfannkuchen oder Tee. Und wir hatten ein Dach, so konnten wir dort sitzen, wenn es regnete. Im Wald gab es viele solcher kleinen Lager. Einer der Leute hatte ein Auto, also fuhren wir an einem Tag zu den nahegelegenen heißen Quellen. Es war schön, im heißen Wasser zu liegen, nach vielen kalten Tagen in den Bergen. In der Mittagssonne war es immer heiß, aber als die Sonne unterging wurde es ziemlich kühl.

Unser kleines Camp beim Rainbow Gathering

Menschen

Auf einem Rainbow Gathering ist es leicht, wunderbare Menschen zu treffen. Du kannst sie überall treffen, besonders in den Workshops ist es möglich, sie besser kennenzulernen. Ich habe viele wunderbare Menschen getroffen und viele interessante Gespräche geführt. Eines möchte ich hier teilen, weil ich stolz darauf bin. Ich habe mit einer Frau über ihren Hund gesprochen und darüber, dass die Hünding rallig ist und sie diese nicht länger alleine im Wohnmobil lassen kann. Also habe ich sie überzeugt, ein Schild zu schreiben und nach einem männlichen Hund für sie zu suchen.

Schild aufgrund eines ralligen Hundes

Ich möchte diesen Artikel mit dir abschließen. Wenn du auch in den Pyrenäen warst, wenn dich dieser Artikel dazu inspiriert hat, ebenfalls an einem Rainbow Gathering teilzunehmen, oder wenn du Fragen hast – bitte hinterlasse einen Kommentar! Und wenn du jetzt auf YouTube nach dem Rainbow Gathering suchst, sei vorsichtig, nicht jedes Video zeigt den schönen Geist der Zusammenkunft unter dem Regenbogen.

 

Neu: Ein Prinzip des Rainbow Gatherings lautet, den Ort des Gathering besser zu hinterlassen, als man ihn vorgefunden hat. Hier ein Foto der Rainbow Wiese, das etwa 2 Jahre nach dem Gathering entstanden ist.

Das Rainbow Gathering ist bekannt für die speziellen Rainbow Lieder, die am Lagerfeuer und vor dem Food Circle gesungen werden. Ich möchte euch hier noch drei meiner Lieblings-Rainbow-Lieder einfügen, damit ihr einen kleinen Vorgeschmack bekommt.

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Genauso freue ich mich, wenn du teilst, was dich bewegt, was in dir resoniert oder was in dir lebendig wird, wenn du diese Zeilen liest.

Erinnere dich daran, wer du bist
Stuttgart, September 2019

Was haben kostenlose Umarmungen, Mut und die Erinnerung daran, wer man ist, gemeinsam? Kannst du dich daran erinnern, wer du bist, wenn du Menschen umarmst? Hui, das ist einfach. Oder nicht?

Im September 2019 besuchte ich Dani von Couchsurfing in Stuttgart. Der Hauptgrund, warum ich nach Stuttgart kam, war der Besuch des Konzerts der Band Berge am Abend.

Tagsüber haben Dani und ich viele interessante Dinge in der Stadt unternommen. Wir machten eine Free Hugs Aktion und nahmen auch an einer Demo von Fridays for Future teil.
Es war wirklich schön und wir hatten tolle Erlebnisse. Tagsüber spürten wir das Free Hugs-Hochgefühl. (Obwohl ich keine Drogen konsumiere, würde ich sagen, es ist wie auf Drogen)

Ich habe mich spontan entschieden: Heute Abend werde ich mein Free Hugs-Schild mit zum Konzert nehmen. Eigentlich singt Berge auch im Lied unten: „Wo sind die Träumer und die Wilden und die Gratis-Umarmungen-Verschenker? Du bist zu still für mich.“ in diesen stürmischen Zeiten”.

Vor dem Konzert

Am Nachmittag gingen wir zu Danis Wohnung und duschten. Danach haben wir gemeinsam etwas gekocht.
Immer mehr wuchs die Angst in mir. Ich habe bereits gesagt, dass ich mit dem Schild zum Konzert gehen werde, bald war es soweit. Langsam ließ die Free Hugs-Stimmung nach. Ich wollte es nicht mehr machen.

Es ist seltsam, dass wir so große Angst davor haben, gute Dinge zu tun, die Menschen tatsächlich glücklich machen. Wie sollen wir den Planeten retten, wenn wir Angst davor haben, die guten Dinge zu tun? Meiner Meinung nach, und ich weiß nicht, ob ich Recht habe, haben wir keine große Angst, negative Dinge zu tun. Das Gefühl der Wut hilft uns, unsere “negativen” Emotionen zu zeigen. Mut ist keine Emotion. Und wir brauchen den Mut, uns unserer Angst zu stellen und vor vielen Menschen etwas Gutes zu tun.

Ich hatte Glück, dass Dani da war. Er erinnerte sich an mich, wer ich bin. Dass ich startklar bin. Dass der Mut tatsächlich in mir steckt. Auch wenn ich es im Moment nicht gesehen habe. Er ist immer da, verborgen in der sogenannten Komfortzone. Wie schade.
Dani musste mich mehr als einmal ermutigen. Ich habe immer mit Gründen geantwortet, warum ich dazu nicht in der Lage bin.

Am Ende hatte er Erfolg. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich tat es. Und es war eine der schönsten Entscheidungen meines Lebens.

Das Konzert

Ich schätze, es waren etwa 1000 Leute im Publikum. Ich bin eine halbe Stunde vor Konzertbeginn angekommen und habe mein Schild hoch in die Luft gehalten. Und weißt du was? Die Leute kamen zu mir und umarmten mich.
Ich erinnere mich, dass ein Mädchen zu mir kam und mir erzählte, dass ihre Freundin ein paar Meter entfernt eine Umarmung brauchte, und ich ging dorthin und umarmte sie.
Ist das nicht cool? Ich fühle mich jetzt wie der umarmende Doktor, wenn ich das schreibe. Nicht nur, dass nichts Schlimmes passier ist, sondern auch, dass Leute zu mir kommen und mich rufen, damit ich irgendwo hingehen und Umarmungen gebe, um die Leute von ihrer vielleicht schlechten Laune zu heilen.

Während des Konzerts habe ich mein Schild nicht hochgehalten, da ich den Leuten hinter mir nicht die Sicht versperren wollte. Als Berge über kostenlose Umarmungs-Geber sang, hielt ich es für ein paar Momente hoch.

Was dann passierte, war so schön. Eine Frau, die mit ihrem Partner in meiner Nähe stand, kam auf mich zu. Sie legte den Arm um meine Schulter und hielt das Schild für den Rest des Liedes zusammen mit mir hoch. (Mein Lied – siehe unten)

Spätestens jetzt war ich wieder auf kostenlosen Umarmungsdrogen.
Als das Konzert zu Ende war, wartete ich auf Marianne (die Sängerin) und umarmte sie.
Als ich rausging, erzählten mir Leute von links und rechts, wie großartig und mutig mein Schritt mit dem Free Hugs-Schild war.

Auf dem Rückweg hatte ich mehrere Gespräche mit Leuten vom Konzert. Vielleicht ist ein „Free Hugs“-Schild auch eine Art Eisbrecher.
Ich erinnere mich an eine Frau, mit der ich in der Straßenbahn sprach und die zu ihrer Freundin sagte: „Siehst du? Es gibt noch gute Männer da draußen.“

Warum ist es so einfach, gut zu sein?

Irgendwie war ich stolz und dachte: „Warum ist es so einfach, ein guter Mensch zu sein?“ Und gleichzeitig denke ich: „Warum fällt es mir schwer, den Mut zu haben, Gutes zu tun?“
Was ist Mut? Ein Muskel? Etwas, das ich in manchen Situationen habe und manchmal nicht? Etwas, das nur in meinem Kopf existiert? Ich denke, Mut bedeutet, die Angst zu spüren und es trotzdem zu tun.

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Wie couchsurfing mich zu dem gemacht hat, der ich heute bin

Früher

Früher als Kind und Jugendlicher war ich dick und schüchtern. Auf dem Foto könnt ihr sehen, wie ich damals aussah. Das Foto zeigt mich im Klassenzimmer in der Berufsschule bei meiner Ausbildung zum Industriekaufmann. Zwar habe ich mit 16 Jahren sehr viel abgenommen, aber unwahrscheinlich schüchtern war ich immer noch.

Ich war so schüchtern, dass ich mich nicht getraute den Mund aufzumachen und etwas zu sagen, das meiner Meinung entspricht. Ich war ein Mitläufer. Wer weiß, ob ich überhaupt eine Meinung hatte.

Mein Studium als Wirtschaftsingenieur

Das ging dann immer so weiter. Es änderte sich ein wenig als ich mein Studium als Wirtschaftsingenieur begann. Dieses Studium habe ich übrigens nicht aus eigenem Entschluss gewählt, sondern weil ein Klassenkamerad es ausgewählt hatte und davon schwärmte. Er war ähnlich wie ich, gut in Mathematik, also folgte ich seiner Entscheidung und belegte das gleiche Studienfach.

Durch einen Vortrag an der Hochschule hatte ich Kontakt zum Ausländerbüro geknüpft. In der freiwilligen Studentenorganisation “Helping Hand” half ich mit, Austauschstudenten aus anderen Ländern bei ihrer Eingewöhnung in Deutschland zu helfen.

Ich fühlte mich nicht wohl mit meinen Kommilitonen. Da ich schüchtern und und fast nur gesprochen habe, wenn ich gefragt wurde, war ich kaum integriert.

Auch hatte ich den Eindruck, dass die Menschen in Deutschland nicht sehr fröhlich und nett sind. So fasste ich den Entschluss, dass ich ein Auslandsemester machen will. Und zwar in dem Land, mit den glücklichsten und nettesten Menschen auf der Welt.

Mein Auslandsemester in Australien

Die Mitarbeiterin vom Ausländerbüro sagte mir, ihre Schwester habe ein Auslandssemester in Australien gemacht und dort gäbe es die glücklichsten Menschen der Welt. In Australien gab es keine Partneruniversität, also plante ich das Auslandssemester mit Hilfe von Gostralia selbst.

Vor meiner Reise nach Australien entdeckte ich die Webseite: www.couchsurfing.org. (Diese Endung besteht heute nicht mehr, die Webseite wurde kommerzialisiert und hat jetzt die Endung .com). Ich erstellte mir ein Profil und nahm mir vor, diese Webseite während meinem Auslandaufenthalt zu nutzen.

Meine Knie zitterten, ich hatte feuchte Hände und ein mulmiges Gefühl im Bauch als ich dann in Australien zum ersten Mal auf Couchsurferinnen traf. Auf der Seite kann man nicht nur eine Übernachtungsmöglichkeit anfragen, wozu diese Webseite hauptsächlich gedacht ist. Es ist auch möglich Leute einfach nur so zu treffen. Ob es zum Anschluss finden in einer neuen Stadt ist, spazieren gehen, oder sonstige Aktivitäten. Heute gibt es die Option “Hangouts”, um Personen in der Nähe zu treffen, aber ich finde es auch sinnvoller, sich erst die Profile und die Interessen von Menschen durchzulesen, die man treffen möchte.

In Australien traf ich mich 4 Frauen von Couchsurfing. Ich wollte meine Angst angehen, Frauen zu begegnen und mich mit Ihnen zu unterhalten.

Das erste mal auf einer fremden Couch surfen

Nach meinem Semester in Australien war ich schon viel weltoffener und hatte gelernt alleine weit weg von zu Hause klar zu kommen. Auf Empfehlung hin von Leuten, die ich kennenlernte, bereiste ich noch Neuseeland, Fiji, Samoa, Indonesien, Thailand, Singapur und Malaysia.

Das erste Mal übernachtete ich mit Hilfe von Couchsurfing bei einem Mann in Christchurch, Neuseeland.

Auf meiner Reise traf ich und übernachtete ich bei noch vielen Couchsufern. Jedes Mal war ich aufgeregt, jemand Neues kennen zu lernen. Bei Frauen war ich selbstverständlich mehr aufgeregt, aber auch bei Männern.

Ich finde, Couchsurfing ist eine tolle Möglichkeit, als Mann seine Angst anzugehen. Die Angst, gut aussehenden Frauen auf Augenhöhe zu begegnen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Außerdem ganz allgemein, um seine Schüchternheit Schritt für Schritt abzulegen, da man in viel neue und ungewohnte Situationen kommt und so seine Komfortzone langsam ausdehnen kann. Hier einige Fotos von meinen Begegnungen mit Frauen:

Von der Reselust gepackt

Mein Auslandaufenthalt hatte meine Komfortzone ausgedehnt. Immer wieder und wieder habe ich fremde Menschen getroffen. Es war jetzt kaum noch eine Herausforderung für mich, fremde Frauen kennen zu lernen und Zeit mit ihnen zu verbringen.

Auch waren fremde Länder und Kontinente nicht mehr so fremd und unerreichbar. Zudem hatte ich in diesen Ländern einige Kontakte geknüpft.

Immer, wenn ich während dem Studium oder während der Arbeit ein paar Wochen Zeit hatte, unternahm ich eine Reise. Ich will hier nicht im Detail auf meine Reisen eingehen. Wenn es dich interessiert, kannst du gerne meinen Reiseblog Couchsurfingjourney lesen.

Ich hatte immer seltener feuchte Hände oder zitternde Knie. Aufregung und ein Grummeln im Bauch verspüre ich noch manchmal. Ich habe sogar die Fähigkeit entwickelt, die Aufregung bei anderen wahrzunehmen und diese zu beruhigen. Die Aufregung zeigt sich zum Beispiel durch schnelles Reden oder hektische Bewegungen. Wenn jemand schnell und hektisch redet, dann rede ich einfach langsamer.

Mittlerweile habe ich schon bei über 100 Menschen übernachtet und habe schon 200-300 Menschen durch Couchsurfing begegnen dürfen. Dankeschön!

Hier noch zwei Videos mit Eindrücken von meinen Reisen:

Meine besondersten Erfahrungen mit Couchsurfing:

  • Ich bin mit einem Couchsurfer von mir zum Rainbow Gathering nach Südfrankreich gereist
  • Eine Couchsurferin hat mich, als wir uns noch nicht einmal einen Tag kannten, alleine mit ihrer 4 jährigen Tochter auf den Spielplatz gehen lassen, während sie beim Zahnarzt war
  • Ich habe schon mehrfach bei Nudisten übernachtet, also die sich innerhalb ihrer Wohnung nackt bewegen
  • Ich hatte auch schon eine negative Erfahrung, bei der ich früher abgereist bin, wie geplant
  • Ein Couchsurfing Gastgeber war es, der mich letztendlich ermutigte mein Free Hugs Schild mit zu einem Konzert zu nehmen
  • Ich habe schon bei einem Millionär in Malaysia in einer Luxusvilla übernachtet
  • Mehrfach schon durfte ich bei Couchsurfern Auto fahren und so den Straßenverkehr des jeweiligen Landes kennen lernen, was vor allem in Asien sehr spannend ist
  • Ich wurde schon zu einer Feier in Tanzania mitgenommen, ohne dass mir die Couchsurferin gesagt hat, was gefeiert wird – es war eine Konfirmation
  • Ich habe schon 2x für mehrere Monate bei Couchsurfern übernachtet während des Praxisteils meines dualen Studiums
  • Ich wurde von Couchsurfern gerettet, als ich ohne genügend Bargeld in den Iran gereist bin
  • Eine Couchsurferin hat mir schon ihren Hauptschlüssel für die Garage ausgeliehen, für den sie keinen Ersatzschlüssel hatte
  • Ich habe schon zusammen mit Couchsurfern deren komplette (große) Terrasse neu gestrichen
  • Ich habe ein Lied vor der Couchsurfing Gastgeber Familie gesungen zum Einstand
  • Eine junge Frau aus der Slowakei hat in einem Hinterhof ein Ständchen für mich gesungen (siehe Video)

Mehr zu mir könnt ihr unter “Über mich” lesen.

Ich freue mich sehr, wenn du in den Kommentaren deine Gedanken zu diesem Artikel oder deine eigene Erfahrung mitteilst!

Genauso freue ich mich, wenn du teilst, was dich bewegt, was in dir resoniert oder was in dir lebendig wird, wenn du diese Zeilen liest. 

I can get no sleep

Ich möchte mit diesem Lied beginnen. Es beschreibt ganz gut, was ich in der Zeit dachte. Wobei ich es unpassend finde, dass man dazu tanzt.

Wie meine Schlafstörung begann

Was meine spirituelle Reise sozusagen ausgelöst hat, was mich dazu gebracht hat, bewusster zu Leben und Dinge zu hinterfragen war eine 3,5-jährige schwere Schlafstörung. Diese hat in der Prüfungsphase meiner Fachhochschulreife begonnen und sich dann fast durch mein komplettes Studium gezogen.

Vor der Matheprüfung konnte ich schlecht bis gar nicht schlafen, was bei mir wegen der Aufregung aber normal war. Normalerweise legt sich meine Aufregung nach der Prüfung aber wieder und mein Schlaf wird besser. Diesmal war das nicht der Fall. Ich immer nur sehr wenig schlafen und war auch dementsprechend nicht sehr fit. 

Ein wichtiger Grund ist auch, dass ich mich bereits für mein Studium als Wirtschaftsingenieur beworben hatte. Dies löste in mir Ängste aus, den Ansprüchen des Studiums nicht zu genügen.

Vor dem Studium musste ein obligatorisches Praktikum von 10 Wochen in einem Industriebetrieb absolviert werden. Obwohl ich kaum schlafen konnte, startete ich dieses Praktikum. Nach der Hälfte des Praktikums war ich so kaputt, dass ich zum Arzt ging und sagte, dass ich nicht mehr kann. Ich wurde dann für die letzten 4 Wochen des Praktikums krank geschrieben.

Schlaflos im Studium

Es ist eigentlich absurd. Es löste schon Ängste in mir aus, dass ich das Studium im normalen Zustand schaffen soll. Jetzt fing ich es an mit etwa 3 Stunden Schlaf pro Nacht.

Nichtsdestotrotz gab ich mein Bestes. Mein natürlicher Biorhythmus unterstützte mich dabei. das meine Leistungsfähigkeit manchmal anstieg.

Irgendwie schaffte ich es, im Studium einigermaßen mitzuhalten. Und ich machte sogar mein Praxissemester bei Mercedes Benz LKW und ein Auslandssemester in Australien.

Doch es gab auch Zeiten, wo nichts mehr ging. Für ein Semester lies ich mich von einer Psychiaterin krank schreiben.

Meine Krankheitsgeschichte

Ich ging zu vielen Ärzten und Psychotherapeuten. Mir wurden Schlaftabletten, Antidepressiva und Neuroleptika verschrieben. Das führte wiederum dazu, dass ich mit Nebenwirkungen zu anderen Ärzten gehen musste, zum Beispiel wegen ständigem Wimpernzucken.

Während meines Krankheitssemesters hatte ich einen mehrwöchigen Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik.

Teilweise konnte ich 3 Nächte am Stück gar nicht schlafen. Ich saß dann am Bett und weinte, weil ich unbedingt schlafen wollte. Oder ich mitten in der Nacht spazieren und hoffte, durch Bewegung und frische Luft müder zu werden.

Auch tat mir die Kälte sehr gut. Mein Kopf lief heiß ohne Schlaf und musste herunter gekühlt werden.

Mein Körper gab ständig Geräusche von sich. Ich hatte Angst, ich falle auseinander. Mein Immunsystem war total überfordert. Das zeigte sich vor allem an meinen Zähnen. Bei einem Zahnarztbesuch entdeckt dieser 8 Löcher.

In den Vorlesungen konnte ich mir kaum merken, was gesagt wurde. Ich musste alles zu Hause wiederholen.

Die Positiven Seiten

Trotz aller Schwere betrachte ich meine Schlaflosigkeit im Rückblick als etwas sehr Positives.

Während meines Krankheitssemesters war ich nach einer schlaflosen Nacht oft so kaputt, dass ich morgens nur auf einem Stuhl saß und keine Kraft hatte aufzustehen. Gegen 10 Uhr etwa hatte die Kurve meines Biorhythmus ihre Hochphase (siehe Grafik oben). Dann hatte ich die Kraft aufzustehen, herzumzulaufen und zu tanzen. Ich tanzte einfach, weil ich es konnte.

Ich hatte viel Zeit. So nähte ich beispielsweise eine Umkleidung für mein Bett oder ich las. Meine Mutter interessierte sich für Persönlichkeitsentwicklung. Ich interessierte mich bisher höchstens für Disney oder Asterix Comics. Generell lebte ich wenig bewusst. Ich machte mir keine Gedanken über den Sinn des Lebens oder warum ich hier bin.

Das änderte sich, als das erste Buch meiner Mutter über Persönlichkeitsentwicklung las. Es war: Das LOLA-Prinzip von Rene Egli.

Im Schlaflabor

Die Schlaflosigkeit war für mich wie ein Tunnel, der nicht enden wollte. Ich wusste nie, ob er überhaupt irgendwann endet.

Irgendwann wurde ich von einem Arzt ins Schlaflabor nach Marburg überwiesen. Dort verbrachte ich einige Nächte zur Untersuchung. Ich wurde verkabelt und mein Schlaf wurde gemessen.

Zu meiner Überraschung ergab die Messung der Sensoren eine längere Schlafdauer, wie es sich für mich angefühlt hatte.

Ich informierte mich auch im Internet über andere Menschen mit Schlafstörungen. Ich stellte fest, dass es vielen noch um einiges schlechter geht als mir. Auch fand ich Erfahrungsberichte, wonach Patienten mit ähnlicher Problematik viel höhere Dosierungen an Medikamenten bekamen. 

Das stimmte mich positiv und lies mich erahnen, dass es für mich ein Licht am Ende des Tunnels geben könnte

Schlafrestriktion

Was mir dann endlich half, aus der Schlaflosigkeit heraus zu kommen war Schlafrestriktion.

Das funktioniert folgendermaßen: Während des gesamten Tages darf man sich nie hinlegen. Man darf seinen Tag also nur im sitzen oder stehen verbringen. Lediglich in einem bestimmten Zeitfenster nachts darf man sich dann hinlegen. Nach einiger Zeit lernt der Körper, dass er sich den lebensnotwendigen Schlaf nur in dieser Zeit holen kann. Nach und nach schläft man in diesem Zeitfenster immer länger.

Erst habe ich es mit einem Zeitfenster von 7 und 5 Stunden versucht. Was beides aber nicht geklappt hat. 7 Stunden waren zu lang und bei 5 Stunden bin ich sogar im Sitzen eingeschlafen.

Erst der dritte Versuch mit 6 Stunden hat dann funktioniert. Nach und nach hat sich mein Körper in dieser Zeit immer mehr Schlaf geholt.

Der Schlaf wurde immer stabiler und ich konnte das Zeitfenster ausdehnen. Auf die Dauer ist es sehr anstrengend, jeden Tag 18 Stunden im Sitzen oder Stehen zu verbringen.

Als mein Schlaf besser wurde

In den ersten Wochen und Monaten nach der erfolgreichen Schlafrestriktion war mein Schlaf noch sehr instabil. Das heißt, dass ich noch nicht so gut schlief und alle paar Nächte fast gar nicht schlafen konnte. Aber ich hatte jetzt ein Werkzeug, das funktionierte.

Heute ist mein Schlaf immer noch weit davon entfernt, perfekt zu sein. Ich muss nachts mehrfach auf die Toilette und wache auch relativ früh auf. Trotzdem bin ich zufrieden und dankbar, überhaupt schlafen zu können.

Mehr zu mir könnt ihr unter “Über mich” lesen.

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