Schlagwort: Delphinarium

Lebendig im Öl
Freiburg, Oktober 2023

Mein Weg zum Ölritual

Schon lange habe ich mir vorgestellt, wie schön es sein muss, mit anderen Menschen nackt im Öl aneinander und übereinander zu gleiten. Bei dem Workshop Mann in der Wildnis hatte ich dann endgültig eine Erfahrung, die mich inspiriert hat, aktiv nach einem Ölbad beziehungsweise Ölritual zu suchen.

Ich bin nicht der einzige Mensch, der dies Idee sehr spannend findet. Gleichzeitig würde diese Erfahrung für viele Menschen  weit über ihre Grenzen gehen, somit ist die Nachfrage und auch das Angebot überschaubar. Somit hatte ich beim ersten Ölritual, bei dem ich mich anmeldete Pech, dass es schon ausgebucht war.

Beim zweiten Ölritual, welches ich über einen Telegram Kanal entdeckte, meldete ich mich ohne größeres Zögern zeitnah an. Und wie sich dann herausstellte, war dieses Ölritual genau so aufgebaut, wie es am Besten für meine persönliche Entwicklung ist. Nämlich mit zwei Ölbädern an zwei aufeinanderfolgenden Tagen. Eingebettet in einen 4-Tages-Workshop. Somit war es möglich, die Erfahrungen vom ersten Ölbad zu reflektieren und das zweite Ölbad entsprechend anzugehen. Sehr hilfreich war auch die einfühlsame Leitung, die durch Anpassung des Programmes einen großen Teil dazu beitrug, das das zweite Ölbad dann für alle zur tollen Erfahrung wurde.

Ankommen im Waldhaus

Die Anreise zum Waldhaus in der Nähe von Freiburg ist eigentlich nur mit dem Auto möglich. Erst dachte ich, ich fahre von einer etwa 10 km entfernen Bahnstation mit dem Fahrrad oder Elektroroller das letzte Stück. Das Fahrrad durfte ich wegen Schienenersatzverkehr nicht mitnehmen. Die Option mit dem Elektroroller hätte sich zum mittelgroßen Desaster entwickelt, da es meistens entweder bergauf oder bergab ging und mein Elektroroller bei einer Steigung von mehr als 15% schlapp macht.

Glücklicherweise konnte mich ein anderer Teilnehmer mit dem Auto mitnehmen. Er kam aus Bayern und konnte mich an einer Bahnstation im Kinzigtal aufgabeln. Am Abend unserer Ankunft regnete es stark und ich war froh, den E-Roller zu Hause gelassen zu haben.

Weit abgelegen von größerer Zivilisation führte uns eine Google Maps über eine schmale Straße direkt zum Waldhaus. Wegen einer großen Baustelle unterwegs hatten wir mehr als eine Stunde Verspätung. Wir waren die letzten Teilnehmer, die im Waldhaus eintrafen.

Das Kennenlernen

Die anderen waren schon alle beim Abendessen. Wir wurden von den beiden Seminarleitern Julia und Jonas begrüßt und ließen uns dann erst einmal vom leckeren Abendessen unserer tollen Köchin verwöhnen.

Nach dem Abendessen starteten wir im Seminarraum mit Übungen, bei denen man die Möglichkeit hatte, jedem einzelnen erst einmal wahrhaftig zu begegnen.

Zudem machten wir auch eine Vorstellungsrunde, in der jeder neben seinem Namen, die eigenen Beweggründe und die Erwartungen für dieses Ölritual teilen konnte.

Das Ölritual rückt näher

Am nächsten Morgen starteten wir mit einer Körperreise. Es war der Freitagmorgen, das Seminar ging von Donnerstag bis Sonntag. Nach dem Frühstück schüttelten wir uns erst einmal. Ich fand das Lied dazu so toll, dass ich es hier verlinken möchte.

Neben weiteren Übungen wurden wir nach Geschlecht aufgeteilt und machten einen Frauen- und Männerkreis. Im Männerkreis teilten wir unsere Gedanken, wie Befürchtungen, Ängste oder Erwartungen. Als wir anschließend wieder auf die Frauen trafen, teilten wir ihnen die für uns wichtigsten Punkte mit und baten Sie auch um ihre Meinung dazu.

Nach dem Mittagessen ging es dann zum ersten Mal ins Öl. Einer der Teilnehmer hatte seine Gitarre dabei und spielte vor dem Ölritual ein paar Lieder. Dadurch wurde die angespannte Stimmung, da die Wenigsten wussten, was auf sie zukommt, aufgelockert. Die Lieder sind unten im Podcast zum Ölritual, den einer der Teilnehmer gemacht hat, zwischen den Interviews zu hören.

Das Ölritual beginnt

Vor dem Mittagessen hatten wir noch gemeinsam die Ölwanne aufgebaut. etzt war es soweit. Ich war sehr aufgeregt, ich konnte mir kaum vorstellen, wie ich mich im Öl fühlen werde. Zwar war der Gedanke wunderbar, nackt in warmem Öl zu sein und an anderen Körper(teilen) vorbei zu gleiten. Jedoch hatte ich auch Bedenken, anderen so Nahe zu sein, so verletzlich und ohne Orientierung. Und ich wollte auch niemandem zu nahe treten, ich meine damit, der Auslöser dafür sein, dass jemand eine schlechte Erfahrung hat.

 Nach dem langsamen Entkleiden und einem Kreis, in dem sich alle noch einmal betrachten konnten, ging es los. Wir wurden nacheinander mit verbundenen Augen in die Wanne geführt und mit warmem Öl übergossen.

Ich legte mich dann hin und begann mich dann zu bewegen. Erst vorsichtig, aber dann immer zielorientierter. Die Stimme in meinem Kopf sagte mir, jetzt bin ich hier endlich mal im Ölbad und deshalb sollte ich auch so viel wie möglich mitnehmen. Viele tolle Erfahrungen, Berührungen, Verbindungen oder verallgemeinert, viele tolle Erlebnisse. Das führte dazu, das ich ziemlich viel in Bewegung war und (fast) immer auf der Suche nach dem nächsten tollen Erlebnis. Erst als Jonas fragte, ob wir auch entspannt sind, wurde mir bewusst, dass ich das eigentlich nicht war.

Von da an versuchte ich mir immer wieder bewusst zu werden, ob ich gerade eigentlich entspannt bin, was mir mehr oder weniger gelang. Ich bewegte mich etwas weniger, am Ende war ich mit meiner Ölbad-Erfahrung trotzdem nicht wirklich glücklich.

Zum zweiten Mal im warmen Öl

Für viel Teilnehmer war das erste Ölbad nicht wirklich zufriedenstellend. Vor allem die Frauen wünschten sich mehr Langsamkeit in den Bewegungen und Berührungen. Die Seminarleiter Julia und Jonas machten einen tollen Job, indem sie das Programm und den Ablauf so anpassten, dass die Erfahrung für alle Teilnehmer positiver wurde.

Der größte Unterschied war der Beginn des Ölrituals. Wir bildeten Vierergruppen und ölten uns erst einmal langsam ohne Augenbinden gegenseitig ein. Das war schon sehr genüsslich und ein toller Einstieg ins Ölbad. Danach legten wir die Augenbinden an und gingen auch in Kontakt mit anderen Personen.

Ich hatte aus meiner ersten Ölbad-Erfahrung gelernt und bewegte mich kaum. Manchmal wälzte ich mich von links nach rechts. Ich nahm mir zu Herzen, ständig zu überprüfen, ob ich auch wirklich entspannt bin. Auch ob ich wirklich bei mir selbst bin, oder ob ich mich in den Berührungen verliere. Ich konnte die Berührungen mehr genießen und stellte auch fest, dass es zu wunderschönen Begegnungen kam, ohne dass ich danach suchen musste.

Meine Erkenntnisse aus den Seminar

  • Langsamkeit ist so wichtig. Ich bin dankbar dafür, dass die Frauen dafür viel empfindsamer sind und das geteilt haben. Denn langsame Berührung und Bewegung empfinde ich auch als viel angenehmer. Dass ich selber manchmal zu schnell bin, liegt vor allem daran, dass ich nicht bewusst im Körper sondern mehr im Kopf bin.
  • Ich darf aufgeregt und nervös sein. Das ist völlig ok und kein Grund, mich selbst in meinem eigenen Kopf abzuwerten
  • Sich ehrlich mitzuteilen überwindet holprige Verbindungspfade
  • Frauen haben genau so ein Bedürfnis nach Nähe, wie Männer. Nur gehen Sie dieses bewusster an und haben ein feineres Gespür dafür, was genau sie brauchen
  • Weniger ist oft mehr
  • Begegnungen mit Männern können genau so schön sein, wie mit Frauen
  • Sich nackt spielerisch, echt und authentisch begegnen zu können ist die höchste Form von Intimität

Den verlinkten Podcast zum Ölritual hat ein Teilnehmer gemacht. Hierzu hat er die Seminarleiter interviewt. Zudem wurde er selber und einige Seminarteilnehmer interviewt. Zwischen den Interviews sind einige Lieder zu hören, die wir vor den Ölritualen und am Samstag Abend zusammen gesungen haben.

 Mehr zu mir könnt ihr unter “Über mich” lesen.

Ich freue mich sehr, wenn du in den Kommentaren deine Gedanken zu diesem Artikel oder deine eigene Erfahrung mitteilst!

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